Mithilfe der Differentialrechnung können wir Funktionsgraphen untersuchen (diskutieren): Wo ist die Funktion steigend bzw. fallend, wo gibt es besondere Punkte wie Hochpunkte, Tiefpunkte, Wendepunkte?
Vorbemerkung 1:
Wenn wir den Funktionswert zu einem gegebenen x suchen, müssen wir x in die ursprüngliche Funktion einsetzen.
Wenn wir die Steigung an einer gegebenen Stelle suchen, müssen wir x in die 1. Ableitung einsetzen.
Vorbemerkung 2 (für Profis):
f(x) soll im Folgenden immer eine zweimal stetig differenzierbare Funktion sein.
Die 1. Ableitung gibt die Änderung des Funktionswertes an, d.h. die Steigung des Funktionsgraphen an einer bestimmten Stelle.
Ist f'(x) > 0, ist die Funktion monoton steigend. | |
Ist f'(x) < 0, ist die Funktion monoton fallend. | |
Ist f'(x) = 0, hat der Graph an dieser Stelle eine waagrechte Tangente. Es kann sich um einen Hochpunkt oder Tiefpunkt handeln ... | |
aber auch um einen Wendepunkt mit einer waagrechten Tangente. Um das zu entscheiden, brauchen wir die 2. Ableitung. |
Die 2. Ableitung gibt die Änderung der Steigung an. Sie gibt also Auskunft über die Krümmung des Graphen.
Ist f''(x) > 0, wird die Steigung größer. Die Kurve ist daher linksgekrümmt (positiv gekrümmt, konvex). |
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Ist f''(x) < 0, wird die Steigung kleiner. Die Kurve ist daher rechtsgekrümmt (negativ gekrümmt, konkav). |
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Bei einem Wendepunkt ändert sich die Krümmungsrichtung. An dieser Stelle ist
f''(x) = 0. (Zur Sicherheit sollte man noch überprüfen, ob f'''(x) ≠ 0 ist - sonst kann es sich auch um einen Flachpunkt handeln.) |
Aus diesen Überlegungen empfiehlt sich folgendes Vorgehen bei Kurvendiskussionen:
Die gefundenen Werte für x werden in die 2. Ableitung eingesetzt:
f''(x) > 0: Tiefpunkt
f''(x) < 0: Hochpunkt
Wenn aus dem Zusammenhang klar ist, ob es sich um einen Hoch- oder Tiefpunkt handelt, kann man auf die Berechnung der 2. Ableitung auch verzichten.
Die Steigung der Wendetangente erhält man - wie die Steigung jeder beliebigen Tangente - durch Einsetzen von x in die 1. Ableitung.
Beispiel:
Gegeben ist die Funktion f:
f(x) = 1/4·(x3 − 3·x2 − 9·x + 27)
Ermittle die Nullstelle, Extrempunkte, Wendepunkt und Gleichung der Wendetangente!
Wir bilden zuerst die Ableitungen:
f'(x) = 1/4·(3·x2 − 6·x − 9)
f''(x) = 1/4·(6x − 6)
f'''(x) = 1/4·6 = 3/2
Nullstellen: f(x) = 0
x3 − 3·x2 − 9·x + 27 = 0
Diese Gleichung können wir z.B. mit dem
Hornerschema oder mit Technologie lösen und erhalten:
x1 = −3, x2,3 = 3
Es gibt also zwei Nullstellen:
N1 = (−3/0), N2 = (3/0)
Extrempunkte: f'(x) = 0
3·x2 − 6·x − 9 = 0
x1 = −1, x2 = 3
Die dazugehörigen y-Werte erhalten wir durch Einsetzen in die Funktion:
y1 = f(x1) = 1/4·((−1)3 − 3·(−1)2 − 9·(−1) + 27) = 8
y2 = f(x2) = 1/4·(33 − 3·32 − 9·3 + 27) = 0
(Die Berechnung von y2 hätten wir uns auch sparen können, da wir bereits wissen, dass (3/0)
eine Nullstelle ist!)
Es gibt also zwei Extrempunkte: E1 = (−1/8), E2 = (3/0)
Um festzustellen, ob es sich um Hoch− oder Tiefpunkte handelt, setzen wir die x−Werte in die
2. Ableitung ein:
f''(x1) = 1/4·(6·(−1) − 6) = −3 < 0 ⇒ Hochpunkt
f''(x2) = 1/4·(6·3 − 6) = 3 > 0 ⇒ Tiefpunkt
H = (−1/8), T = (3/0)
Wendepunkt: f''(x) = 0
6·x − 6 = 0
x = 1
Den y-Wert erhalten wir durch Einsetzen in die Funktion:
y = f(x) = 1/4·(13 − 3·12 − 9·1 + 27) = 4
Da f'''(x) ≠ 0, handelt es sich wirklich um einen Wendepunkt.
W = (1/4)
Um die Steigung der Wendetangente zu berechnen, müssen wir x in die 1. Ableitung einsetzen:
f'(1) = 1/4·(3·12 − 6·1 − 9) = −3
Die Tangente geht durch den Wendepunkt:
−3·1 + d = 4 ⇒ d = 7
tW: y = −3·x + 7
Nun können wir den Funktionsgraphen zeichnen:
Wenn nur gerade Potenzen von x (und eventuell eine Konstante) vorkommen,
gilt für alle x: f(−x) = f(x) Eine solche Funktion nennt man gerade Funktion. Ihr Graph ist symmetrisch zur y-Achse. |
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Wenn nur ungerade Potenzen von x vorkommen,
gilt für alle x: f(−x) = −f(x) Eine solche Funktion nennt man ungerade Funktion. Ihr Graph ist symmetrisch zum Koordinatenursprung. |
Eine Asymptote einer Kurve ist eine Gerade, der sich die Kurve immer mehr nähert.
Asymptoten können zum Beispiel bei gebrochen rationalen Funktionen auftreten.
Beispiel:
Ermittle die Asymptoten der Funktion .
Senkrechte Asymptote:
Die Funktion ist für x = −1 nicht definiert. Wenn x sich diesem Wert nähert, gehen die Funktionswerte gegen +∞ (von rechts) bzw. −∞ (von links). Der Graph hat also dort eine senkrechte Asymptote;
a1: x = −1
Schräge Asymptote:
Eine Polynomdivision ergibt: .
Wenn x gegen (plus oder minus) unendlich geht, geht der Bruch gegen Null. Der Graph nähert sich daher der Geraden:
a2: y = x − 1
Lernziele
Übungen:
Polynomfunktionen -
Gebrochen rationale und Exponentialfunktionen
Weiter: Umgekehrte Kurvendiskussion